Geschichte der graph. Betriebe und des Verlags Bacht 1926 – 2009
1926 – 1991
Am 1. März 1926 kaufte Richard Bacht im Alter von 24 Jahren von Frau Hecht, einer Witwe mit sechs Söhnen, eine seit 1913 bestehende Druckerei. Ihr Mann hatte diese Druckerei im Hof des Anwesen Mühlheimer Straße 17 in Essen-Frohnhausen auf einer gemieteten Gewerbefläche von ca. 100 qm bis zu seinem Tod betrieben. In den Jahren 1926-1932 konnte die anfangs recht kleine Druckerei, die zehn Mitarbeiter beschäftigte, zu einem gut fundierten Unternehmen ausgebaut werden. Neben dem Elan des jungen Firmengründers – eines Kaufmanns mit Leib und Seele – waren hierfür verschiedene Daueraufträge maßgeblich. Von besonderer Bedeutung war der Ausbau des bereits als Anzeigenblatt einiger Altendorfer Geschäftsleute existierenden Wochenblatts unter dem Namen Altendorfer Lokalanzeiger zu einer käuflich zu erwerbenden Zeitung mit einer Zahl von 24.000 Lesern.
Das Jahr 1933 brachte die ersten größeren Rückschläge, da der Druckerei durch Eingriff der Behörden einige feste Aufträge und der Druck von drei Zeitschriften der Christlichen Gewerkschaften entzogen wurden. Bis 1935 konnten diese Verluste ausgeglichen werden. 1939 hatte die Druckerei 40 Mitarbeiter, 60 Boten waren mit der Zustellung der Zeitungen bechäftigt. Der Kriegsausbruch führte sofort zu erheblichen Umsatzrückgängen, weil die Werbung in der Wochenzeitung und auch die übrigen Werbeaufträge schlagartig fortfielen.
Am 2. Juni 1942 wurden bei einem Fliegerangriff auf Essen die Gebäude der Druckerei und die Betriebseinrichtung weitgehend zerstört. Die Produktion musste eingestellt werden. Sofort wurde aber mit dem Wegräumen der Trümmer und dem Wiederaufbau begonnen, der bis zum Juli 1943 abgeschlossen wurde. Bis dahin waren auch alle vernichteten Maschinen und Einrichtungen ersetzt worden, die Druckerei war wieder so leistungsfähig wie vor dem Bombenangriff. Die Produktion konnte trotzdem nicht wieder aufgenommen werden, da die meisten Mitarbeiter inzwischen zur Wehrmacht eingezogen worden waren. Deshalb wurden die Räume der Grafischen Anstalt Krupp zur Nutzung überlassen, deren Betriebsräume 1942 ebenfalls zerstört worden waren.
1944 und beim letzten Angriff auf Essen am 11. März 1945 wurden Gebäude und Einrichtung des Unternehmens noch einmal weitgehend zerstört. Die ab 1945 aus dem Krieg beziehungsweise der Kriegsgefangenschaft zurückkehrenden Mitarbeiter wurden bis September 1948 überwiegend mit Aufräumarbeiten beschäftigt, so dass 1947 mit etwa zehn Mitarbeitern die Produktion in neu errichteten Räumen auf zirka 150 qm wieder aufgenommen werden konnte. Eine eigens zu diesem Zweck eingerichtete Schlosserwerkstatt hatte die stark beschädigten Maschinen in Stand gesetzt.
Im Jahr 1948 wurde mit dem Neubau eines großen Druckereigebäudes begonnen, der Ende 1949 fertig gestellt werden konnte. Damit begann ein stetiger Aufstieg der Druckerei. 1951, im Jahr des 25-jährigen Jubiläums, waren bereits mit 50 Angestellten mehr Mitarbeitern tätig als vor dem Krieg. Der frühere Altendorfer Lokalanzeiger erscheint ab November 1950 als Essener Lokalanzeiger. Neu hinzu kommt im selben Jahr das Wochenblatt für Stoppenberg, Schonnebeck und Frillendorf. 1958 wurde ein neuer Betriebszweig in Form einer eigenen Klischeeanstalt für die Bildherstellung angegliedert. Im Jahr 1959 gründete Richard Bacht zusätzlich einen Fachbuchverlag, in dem im Laufe der folgenden Jahre zahlreiche Titel vorwiegend zur Architektur und Bildenden Kunst erschienen sind. 1964 wurde ein moderner Anbau als Maschinensaal für Buchdruckmaschinen aus dem Hauptgebäude und eine Tiefgarage errichtet. 1966, im Jahr des 40-jährigen Bestehens der Graphischen Betriebe und Verlag Richard Bacht GmbH und seines 40-jährigen Berufsjubiläums, zählte die Belegschaft 120 Mitarbeiter Im Jahr 1978 wurde im großen Maschinensaal die erste Vierfarbmaschine in Betrieb genommen, die in den 90er Jahren durch eine Fünffarbmaschine ergänzt wurde.
Diese schwere, wechselhafte Geschichte um ein wiederholt zerstörtes und wieder aufgebautes Gebäude ist aus der heutigen Distanz ein Beispiel für die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs. Wenigstens hatten die Luftangriffe hier im Zusammenhang mit dem Betrieb der Druckerei keine Menschenleben gefordert. Richard Bacht war Pragmatiker und klug genug, sich über die materiellen Kriegsschäden nicht als ein ihm zugefügtes Unrecht zu beklagen. Dass ihm der Wiederaufbau gegen alle widrigen Umstände wiederholt gelungen ist, macht den Stolz verständlich, den jeder spürte, der ihn in späteren Jahren durch seine Druckerei begleitet hat.
1991 – 2009
Der zweite Teil dieser Geschichte beginnt mit dem Eintritt der zweiten Generation in der Person von Jürgen Bacht in die Firma, 1943 als zweites Kind von Richard und Erna Bacht geboren.
Jürgen Bacht hat nach dem Abitur am Burg-Gymnasium in Essen in Köln Betriebswirtschaftslehre studiert und anschließend als Steuerberater in einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft praktische Erfahrungen gesammelt. Seit dem Jahr 1991, dem Todesjahr des Seniors, führte er das Unternehmen eigenverantwortlich und machte es zu einem in Deutschland führenden Betrieb für hochwertige Druckerzeugnisse. Davon zeugen die in den Folgejahren zahllos erschienenen Kunstbücher und Kataloge im Auftrag der Museen und Galerien des Landes, aber auch angesehener Künstler, allen voran Bernd und Hilla Becher. Unvergessen die vielen Tage, in denen sie beinahe in der Druckerei gewohnt haben, um durch ihre Anwesenheit, Motivation und tätige Mitarbeit für ihre Publikationen die höchste Qualität zu erreichen.
Nicht die seit 1995 immer größer werdenden Probleme des Druckgewerbes, der immer teurer zu bezahlende technische Fortschritt und die Globalisierung auch dieses Wirtschaftszweigs mit einer über die neuen ostdeutschen Bundesländer hinaus bis nach Korea und Japan erweiterten Konkurrenz führen 2009 das Ende dieses alten Essener Unternehmens herbei, sondern die Weltwirtschaftskrise von 2008 und ihre nicht behobenen Ursachen. Es war nicht mehr möglich, die immer länger andauernden Auftragsflauten zu überbrücken.
2009 –
Der vierte Teil der Geschichte der Graphischen Betriebe und Verlag Bacht GmbH ist leider nur noch die Geschichte der ehemaligen Druckereigebäude aus den Jahren 1948/49 und 1964, deren Vorgängerbauten Richard Bacht mit so viel Mühe und Ausdauer durch die Kriegszeit zu retten versucht hatte und die er nach zwei Zerstörungen in 1942 und 1944/45 in den Jahren 1948-49 neu aufbauen ließ.
Die Gebäude werden seither durch den Bildhauer Michael Bacht, jüngerer Bruder von Jürgen Bacht, und dessen Söhne Nikolaus und Tobias zu Lofts, Ausstellungs- und Atelierbereichen umgebaut. Sie sollen als „Kunsthaus Bacht“ weiterbestehen.
Die Phasen dieser Umwandlung werden hier mit einigen Aufnahmen vorgeführt, beginnend mit dem Tage andauernden Abbau der großen Heidelberger Vierfarben- Druckmaschine, die später nach Korea verschifft wurde. Die Demontage der alten Druckereitechnik und der gewaltig dimensionierten weitverzweigten Schwerkraft-Heizungsanlage und zahlreicher schwergewichtiger Gussheizkörper erforderten viele Tage mühsamer Arbeit. Eine Reihe von Bildern zeigt einige der neu gestalteten Räume, teilweise in Gegenüberstellung zu früheren Situationen. Die Höfe der Druckerei sollen mit der Zeit unter Mitwirkung der neuen Bewohner eine andere Gestalt erhalten. Ein erster neuer Hofbaum füllt inzwischen die durch den Wegfall des betrieblichen Verkehrs entstandene Leere.
Richard Bacht 1951 (Jahr des 25-jähriges Betriebsjubiläums)
Druckmaschinen im vorderen Teil des Erdgeschosses ca. 1950
Druckereigebäude, gesehen vom kleinen Hof Darstellung aus der Jubiläumsschrift 1951
Druckereigebäude, die dem großen Hof zugewandte Seite
Fertiger Satz
Mitarbeiter im Aufenthaltsraum um 1950
Dieser Raum lag vermutlich an der nord-westlichen Seite des ersten Obergeschosses
Jürgen Bacht (vordere Reihe rechts) und Mitarbeiter ca. 1985
Eingang zum Maschinensaal (Baujahr 1965) 2012
Die Buchbinderei kurz nach der Betriebsstillegung August 2009
Lager für Filme in der Heerenstraße 20
Die Klimadecke und alle Lüftungsanlagen sind noch vorhanden
Abbau der Vierfarb-Maschine
Noch einmal: Heidelberger Speedmaster vor der Demontage
Mindestens 10 Tonnen Gußheizkörper
Rohre aus dem Heizraum, im Vordergrund der Anfang der Steigleitung (160mm Durchmesser) mit Verzweigung
Plan der Fußbodenheizung im ehemaligen Maschinensaal
Arbeiten des Betriebselektrikers
Der Transformator, fast 2 Tonnen netto, beim Abtransport aus den Traforäumen der Heerenstraße 26
Der Hauptlüftungskanal im Maschinensaal, die abgehängte Decke ist bereits entfernt
Decke im Obergeschoß nach der Demontage der Klimadecke
Nächstes Projekt: Demontage der schallgedämmten Eingangs- und Ausgangsgehäuse der Verdichter
Exkurs(ion) zur näheren Nachbarschaft – davor
Eine andere Möglichkeit: Erweiterung der Fluchtleiter aus dem Dachgeschoß für das 1. OG
Das “Teehaus” in einem der Hofgärten
Anbau Heerenstrasse 22, erster Lichthof aus dem Jahr 2010
Saal im östlichen Teil des ersten Obergeschosses, früher Standort der Handsetzerei
Die Handsetzerei im 1. OG um 1950
Aus derselben Perspektive heute
Flachdach über dem Maschinensaal, Markierung der Umgrenzung des zukünftigen Lichthofs
Vier Bohrlöcher an den Eckpunkten
Das erste Deckengeviert (2×2 m) wird abgesenkt
Die erste Betonplatte ist im Maschinensaal angekommen
Abbau des letzten Viertels in Teilstücken
Was übrigblieb: 18 qm ehemalige Betondecke und Bohrschlamm
Das gab es vor 65 Jahren schon einmal: improvisierter Schlosserarbeitsplatz
Neuaufbau der reparierten Hydraulikpumpe unter dem Anbau Heerenstrasse 20
Herstellung von Terrassenstützen
Terrassenstützen für Loft 6 im 1. OG
Unser ältester Mitarbeiter versucht eine der Terrassenstützen vor Loft 6 gerade einzubauen
Terrassenbau
Fertige Terrasse
Steg zu den neuen Eingängen 1. Obergeschoß rechts (Loft 6) und Dachgeschoß
Steg und Geländer beim Eingang zu Loft 8 im Dachgeschoß
Konstruktionsdetail: die Eingänge zu den Bädern von Loft 5 (ehem. Maschinensaal)
Konstruktionsdetail: die Gartenbrücke von Loft 4
Konstruktionsdetail: Kuppel, Eckausbildung und Tragelemente “Teehaus” (die Tragelemente stammen noch aus dem Hof der ehemaligen Zigarrenfabrik Malsch, vor 1990 Atelier von M.B.
Das “Teehaus kommt aus der Verzinkerei zurück
Immer noch nicht fertig: der Lichthof
Lichthof oben- Aufbau der Attika
Lichthof unten- Fundamentierung
Lichthof – Entstehung der Wände
Lichthof – Bodendämmung vor dem Einbau der Fußbodenheizung
Beinahe nicht mehr sichtbar: die Arbeit der Elektriker
Leitungsführung der Fußbodenheizung
Baufortschritt – nach dem Maler
Lichthof frontal, vom Eingang gesehen
Bau des Baderaumes
Die Bäder, fast fertig - vor dem Einbau der Glasabtrennungen
Vorplanung für das nächste Bad (Loft 6 im 1. OG)
Später
erschließt Loft 6 (1. OG) und Loft 7 (Maisonnette 1. OG und Dachgeschoß )
Noch ein Durchbruch durch Betonschichten
Der neue Hofbaum, eine Eßkastanie – reisefertig
Ausbau der Hebebühne
Abtransport
Der Schacht der Hebebühne wird zum Wasserbecken
VORHER – NACHHER – VERGLEICHE
2012 – Teilansicht des großen Hofs mit der neuen Treppe zu den Obergeschossen
Später (ca. 2090) – Eßkastanie ausgewachsen
Nachher: Küche und Eßbereich in Loft 4
Vorher: ehemalige Buchbinderei, im Hintergrund die Versandräume
Nachher: Wohnbereich mit neuer Treppe zum Eßbereich
Essbereich 1.OG vorher
Nachher: mit Treppe zur Terrasse
Vorher: Südseite des Maschinensaals von Westen mit dem Steuerungsteil der Druckmaschine
Nachher: bis Herbst 2009 Standort der Druckmaschine, 2013 mit Parkett nach abgeschlossenem Umbau
Vorher: Südseite des Maschinensaals von Osten
Nachher: Südseite des ehemaligen Maschinensaals nach dem Umbau
Lichthof vorher
Lichthof fertig
Lichthof nachts
Wohnhof vor dem ehemaligen Maschinensaalanbau jetzt - mit einem Wasserbecken im früheren Schacht der Hebebühne
Mashinensaal nachher
Einfahrt und Wohnung im ehemaligen Maschinensaal heute
Vorher: Maschinenraum im Hauptgebäude Erdgeschoss
Nachher: Hauptraum Loft EG 2
Lichtfelder der Decke mit den mächtigen Unterzügen
Was noch übrigblieb: Antiquitäten
Und: ein druckbereiter Heidelberger A3 Tiegel
Der Schreibtisch des Seniors nach seiner Zeit
Das Büro, das der Firmengründer im Stil der Zeit um 1955 für sich gebaut hat
…. ergänzt um eine Türöffnung (an Stelle der früheren Besucherwartebank), die die Raumanordnung zum Bewohnen durchlässiger macht
BÄUME – HÖFE - PLÄTZE - MAUERN
Eßkastanie nach der Pflanzung im Herbst 2012
… im Herbst 2013
Eisenhutblättriger Ahorn und Magnolie blühend
Abbruch der Grenzmauer zu den Nachbarhäusern
Wurzelfräsen
Plan für die Neugestaltung und die Bepflanzung
Nachher
Im Mai 2015
PLÄNE
Plan für den Sitzplatz oberhalb der Tiefgarage